Ein halbes Jahr bin ich nun hier im Mercedes-Benz Werk Bremen. Ein halbes Jahr ging mein Praktikum und ein halbes Jahr ist nun rum. Und nun raten Sie mal, welches Wort ich in dieser Zeit am häufigsten im Werk gehört habe. Richtig: „205“. Die neue C-Klasse. Glücklicherweise fiel mein Praktikum in eine Anlaufphase, die der Baureihe 205. Alles drehte sich ständig um die neuen Modelle der C-Klasse. Für mich begann es mit dem Job#1 Event des W205 im Februar und es endete mit der Premiere des S205 (also des C-Klasse-Kombi) auf der Leipziger AMI im Juni. Ich gebe zu, ich hätte es schlimmer treffen können.
Ein weiteres Highlight für mich: Die Weltpremiere des S205 im Bremer Kundencenter. Es war die erste Weltpremiere, die nicht auf einer internationalen Automobilmesse, sondern in einem Werk stattfand. Ich konnte wieder live dabei sein. Internationale Journalisten und Fotografen reisten an, um das neue Fahrzeug zu begutachten und zu erleben. In drei Workshops zu der neuen C- Klasse konnte selbst ich als „Nicht-Autofachfrau“ einen guten Einblick bekommen, was dieses Auto alles kann und ich muss zugeben: ich war beeindruckt – und bin es noch. Nachdem Event sollten die Fahrzeuge direkt nach Leipzig zur Messe gebracht werden, also mussten sie gleich wieder „aufgehübscht“ werden. Ich habe mir sagen lassen, ein ganz schöner Aufwand. Auf der AMI in Leipzig sollte der S205 dann das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Als Dank für den gelungenen Anlauf der neuen C-Klasse lud der Bremer Werkleiter Andreas Kellermann Projektmitglieder ein, die AMI in Leipzig zu besuchen. Auch hier hatte ich das Glück dabei sein zu dürfen. Wir erfuhren Hintergründe des Designs der neuen Fahrzeuge und wurden am Mercedes–Benz Messestand herumgeführt. Natürlich war die Messe für mich ein tolles Erlebnis -keine Frage- aber wie muss es wohl für die anderen Kollegen gewesen sein, wenn sie miterleben, wie „ihr“ Fahrzeug das erste Mal auf seine Kunden trifft? Da ich nicht auf den Mund gefallen bin, habe ich einfach mal einen aus unserer Reisegruppe gefragt: Dennis Helmdach, den Teamleiter des Montageanlaufteams 205/253.
„Wir alle waren gespannt, wie unser S205 bei den Kunden ankommt. Direkt nach der Ankunft gingen wir zum Mercedes-Benz Messestand. Dort präsentierte sich die gesamte Produktpalette von A- bis S-Klasse. Mittendrin: der S205! Überall interessierte und begeisterte Kunden. Die Standbetreuer waren freundlich, zuvorkommend und locker! Es war schön zu erleben, dass sich die Arbeit gelohnt hat. Der Rundgang durch die Hallen, speziell auf den Ständen unserer Mitbewerber, hat mich persönlich bestärkt: Wir sind auf dem richtigen Weg!“
Als wir wieder zurück in Bremen waren, unterhielt ich mich mit einem weiteren Kollegen aus dem Anlaufteam. Günter Gerken erzählte mir von seiner Arbeit beim Anlauf des S205:





„Von Juli bis Dezember 2013 haben wir die Nullserie vom S205 in der Anlauffabrik in Sindelfingen aufgebaut. Während unsere „Multis“ (Mitarbeiter, die ihre Kollegen später im Werk Bremen schulen) durchgängig vor Ort waren, um die Fahrzeuge aufzubauen, war ich nur gelegentlich dabei. Es gab viel zu tun: Die Shopfloorwand musste gepflegt werden, Vor-Ort-Besichtigungen (Linewalks) müssen organisiert werden, Protokolle und Unterlagen für unsere „Multis“ erstellt und verschickt werden. Die Statusberichte für unsere wöchentliche Teamreko schreiben sich auch nicht alleine. Außerdem kümmere ich mich um Projekt-Infos, in der wir aktuelle Themen vorstellen.
Nach dem Aufbau in der Anlauffabrik war unser Job noch nicht erledigt, jetzt ging es mit den Produktiontests (PRO) im Werk weiter. Auch daran war ich beteiligt. Zeitgleich haben wir auch noch neue Baumuster aufgebaut, z.B. Hybrid-, AMG- und Allradfahrzeuge. Langeweile hatten wir also nie! Am 13.06.2014 hatten wir den Job#1 und heute zeigt sich, dass all die Mühe sich gelohnt hat: unser S205 hat Erfolg.“
Ich muss zugeben, nach diesem Gespräch war ich wirklich beeindruckt. Natürlich war mir auch vorher klar, dass sich ein neuer Mercedes-Benz nicht über Nacht fertigen lässt, aber ich habe mir auch nie wirklich Gedanken darüber gemacht, wie viele Prozesse so ein Fahrzeug durchlaufen muss, bis es wirklich auf die Straßen kann. Umso mehr kann ich nun den Stolz der Kollegen verstehen, als sie sahen, wie begeistert die Besucher von dem neuen C-Klasse Kombi waren. Und eines habe ich definitiv während meines Praktikum im Werk Bremen gelernt: Versuche niemals jemanden aus der Produktion damit zu beeindrucken, dass du das neueste Modell aus Bremer Produktion gesehen hast – er oder sie kennt es mindestens schon seit einem halben Jahr. :-)
Der Beitrag Das Werk Bremen, die C-Klasse oder das Fremdwort „Langeweile“ erschien zuerst auf Daimler-Blog.